Ein Anlegemanöver der ehemaligen HADAG-Hafenfähre TONNDORF. Gut erkennbar ist, wie weit der Festmacher auf der breiten Wallschiene (Scheuerleiste) bis ans Heck gehen muss, um gleich an den Ponton springen zu können)

Fahrgastmangel: HADAG halbiert Schiffsfahrten ins Alte Land

Die HADAG-Schiffe ins Alte Land werden deutlich teurer, fahren seltener und langsamer. Ab Saisonstart am 31. März schippern die Dampfer an Wochenenden und Feiertagen nur noch einmal täglich über die Niederlebe. Damit wurde das bisherige Angebot glatt halbiert.

Gleichzeitig hat die Reederei ihre Preise nahezu verdoppelt. So kostet die Hin- und Rückfahrt von Hamburg nach Stadersand für Erwachsene künftig 30 Euro statt bisher 16,60 Euro. Für eine Einzelfahrt hat sich der Ticketpreis sogar von 8,30 auf 20 Euro erhöht. Und: Der Anleger in Wittenbergen (Hamburg-Rissen) wird künftig gar nicht mehr angefahren. Trotzdem verlängert sich die Fahrzeit von Hamburg nach Stadersand aber insgesamt um eine knappe halbe Stunde.

Schuld an der Entwicklung sind offenbar schwache Fahrgastzahlen. HADAG-Chefin Gabriele Müller-Remer auf Anfrage von Elbdampfer-Hamburg.de: „Durch die Verlängerung der Schiffslinie über Lühe hinaus bis Stade vor zwei Jahren hatten wir uns einen Passagierzuwachs von zehn Prozent erhofft. Leider hat sich die Erwartung nicht erfüllt. Die Fahrgastzahlen blieben unverändert.“ Die Reedereichefin betont, dass vor allem die erste Tour nach Stade (Abfahrt in Hamburg: 10 Uhr) regelmäßig zu schwach ausgelastet war und vermutet: „Scheinbar war die Abfahrtszeit für die meisten Touristen einfach zu früh. Außerdem gibt es immer weniger Menschen, die Lust auf eine fünfstündige Schiffsfahrt auf der Elbe haben. Das Freizeitverhalten hat sich eben verändert.“

Ähnliche Beobachtungen hat auch die Stadt Stade gemacht, die lange um die Schiffsverbindung gekämpft hatte und dafür – nach einem Medienbericht – jährlich 15.000 Euro an die HADAG zahlt. Egon Ahrens von der Stade Tourismus GmbH zu Elbdampfer-Hamburg.de: „Den klassischen Touristentrip (Hinreise mit dem ersten Schiff – mehrstündiger Aufenthalt in Stade – Rückreise mit dem zweiten Schiff) gibt es kaum. Allein im letzten Jahr sind über 80 Prozent der Schiffspassagiere von Stade aus mit der S-Bahn oder dem Metronom zurück nach Hamburg gefahren. Das ist flexibler und schneller. Insofern erschien es uns sinnvoll, das eine Fahrtenpaar später und damit fahrgastfreundlicher anzubieten.“

Der wahre Grund für den Kahlschlag im HADAG-Fahrplan liegt aber offenbar woanders. Ahrens: „Im letzten Jahr hat sich herausgestellt, dass die geplanten Fahrtzeiten häufig nicht eingehalten werden konnten, was längere Arbeits- und Lenkzeiten zur Folge hatte. Bei weiterhin zwei Fahrtenpaaren hätte daher der Personaleinsatz verstärkt werden müssen.“ Diese zusätzliche „Crew“ hätte die Stadt Stade selbst zahlen müssen“, so der Tourismus-Chef.

Doch während sich Stade aufgrund der Kosten offenbar mit dem neuen Fahrplan arrangiert hat, reagieren die Nachbargemeinden und die Stadt Wedel enttäuscht. Wedels Bürgermeister Niels Schmidt zu Elbdampfer-Hamburg.de: „Wir haben durch die Presse von dem Thema erfahren und sind überrascht, weil sowohl bei uns als auch nach meiner Kenntnis bei unseren Kollegen in Hamburg-Altona große Chancen in einer Ausweitung des Schiffsverkehrs zwischen Wedel und Hamburg mindestens für den Tourismus gesehen werden.“ Schmidt will nun zusammen mit dem Bezirksamt Altona das Gespräch mit der HADAG und privaten Barkassenbetreibern suchen um die Schiffsverbindung zwischen Hamburg und Wedel zu verbessern. Allerdings räumt er ein: „Die Erfolgschancen sind schwer einzuschätzen“.

Auch der „Tourismusverein Altes Land e.V.“ hält die reduzierten HADAG-Fahrten für „ein echtes Problem“ und befindet sich nach eigenen Angaben bereits „in Gesprächen“. Ob diese tatsächlich zum Erfolg führt, bleibt zweifelhaft, denn das Interesse der HADAG an den touristischen Niederelbefahrten ist – ohne größere finanzielle Beteiligung der Befürworter – überschaubar.

Reedereichefin Müller-Remer zu Elbdampfer-Hamburg.de: „Unsere Hauptaufgabe ist der öffentliche Nahverkehr im Hamburger Hafen. Da brauchen wir unsere Schiffe und unser Personal. Touristische Fahrten leisten wir nur, wenn sie sich finanziell selbst tragen und für uns keine zusätzlichen Kosten verursachen. Quersubventionierungen mit unserem ÖPNV-Verkehr sind nicht möglich“.

Eine komplette Einstellung der Niederelbefahrten sei mittelfristig aber nicht geplant, so Müller-Remer. Doch Stade sucht lieber schon jetzt nach geeigneten Alternativen. Tourismuschef Ahrens: „Wir verfolgen noch immer die Idee eines Hochgeschwindigkeitverkehrs zwischen Stade und Hamburg und suchen aktiv nach einer geeigneten Reederei – bislang allerdings ohne Erfolg“.


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