Nach dem Niedergang der Typschiffe aus den 1950er und 60er Jahren und den heftigen Einbrüchen der Passagierzahlen brauchte die HADAG viele Jahre, sich neu zu sortieren. Ende der 1980er Jahre hatte die Hamburger Hafenreederei nur noch zwei Millionen Passagiere. Zum Vergleich: Ende der 1950er waren es noch mehr als 20 Millionen. Die S-Bahn nach Neugraben, der neue Hamburger Elbtunnel und die starke Automatisierung in den Hafenterminals hatten der HADAG fast alle Kunden abgegraben.
Auf diesem Tiefpunkt ließ die Reederei sechs kleine neue Hafenfähren bauen, die jeweils nur 150 Passagiere fassen konnten und die mit nur einer Person, dem Schiffsführer, betrieben wurden. Seinerzeit ging die HADAG davon aus, mit diesen Schiffen den gesamten Fährverkehr im Hamburger Hafen bewältigen zu können.
Tatsächlich blieben die Fahrgastzahlen niedrig. Trotzdem legte die HADAG 1997 ein neues Typschiff-Programm auf: Die Typ 2000-Serie. Sie sollte eine Zeitwende einläuten.
Selbst bei Schnee und Eis sind die Freidecks der HADAG-Hafenfähren gut gefüllt (Copyright: Christian Hinkelmann)
Bei diesen Fähren handelte es sich um eine komplette Eigenentwicklung der HADAG, die richtungsweisend war: Schluss mit muffigen Salons und verbauten Decks – stattdessen ein großer heller Fahrgastraum, ein großes freies Oberdeck, automatische breite Rampen an den Einstiegen, sehr gute Manövrierfähigkeit und kaum noch Personal an Bord (nur ein Schiffsführer). Auch sollte der Schiffsführer das ganze Schiff überblicken können, das führte zu der vorher im Binnenschiffbau recht unüblichen hoch achterlich gelegen Brücke.
Der Entwurf des neuen Schiffstyps entstand Mitte der 1990er Jahre und sollte sich deutlich von den - bisher eher weniger gelungenen - Ein-Mann-Fähren der 1980er und -90er Jahre absetzen. Dies wurde unter anderem durch den Namen "Typ 2000" zum Ausdruck gebracht. Die HADAG gab bei dem renomierten niederländischen Designer Fred van den Berg das Design für einen neuen Schiffstyp in Auftrag. Van den Berg zeichnet u.a. auch für das Design einiger SPIDO-Schiffe in Rotterdam und der WARSTEINER QUEEN, der heutigen FANTASIA von Abicht verantwortlich.
Das eigenwillige Design, das den neuen Schiffen in Hamburg schnell den Spitznamen "Bügeleisen" einbrachte, war nach den langen Krisenjahren nicht nur Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins der HADAG, sondern sollte auch jedem Fahrgast sofort zeigen: So sieht moderner, zeitgemäßer Öffentlicher Nahverkehr auf dem Wasser aus.
An den Wochenenden werden die HADAG-Hafenfähren von Fahrgästen regelrecht überrannt (Copyright: Christian Hinkelmann)
Die Strategie war ein voller Erfolg. Sofort nach Inbetriebnahme der ersten Typ 2000-Fähren stiegen die Fahrgastzahlen der HADAG deutlich. Im Jahr 2005 waren es bereits 5,6 Millionen Passagiere, 2014 sogar 8,8 Millionen – Tendenz steigend.
Die HADAG reagierte auf diesen Aufwärtstrend mit immer neuen Typ 2000-Fähren. Inzwischen sind 14 Vertreter dieses Erfolgstyps täglich im Hamburger Hafen unterwegs und bilden das Rückgrat der HADAG-Flotte. Das bisher letztgebaute Schiff, die in 2017 in Dienst gestellte ELBPHILHARMONIE, ist deutlich größer als alle davor gebauten Typ 2000-Hafenfähren und kann sehr viel mehr Passagiere fassen. Das Schiff wird daher auch als Typ 2020 bezeichnet - der Prototyp der nächsten Fährschiffgeneration der HADAG.
Selbst bei schwerstem Unwetter sind die Typ 2000-Hafenfähren der HADAG sicher unterwegs (Copyright: Christian Hinkelmann)
Aktuell sind die Typ 2000-Schiffe eine der umfangreichsten und erfolgreichsten Baureihen von Binnenpassagierschiffen in Europa.
HADAG-Fähre HARBURG am Elbstrand von Övelgönne (Copyright: Christian Hinkelmann)
Lesen Sie hier alle technischen Einzelheiten zu den Typ 2000 / 2020-Schiffen und sehen Sie dazu seltene Bauzeichnungen und Skizzen. Klicken Sie dazu unten auf die Grafik.
Auch, wenn die Typ 2000 / 2020-Schiffe auf dem ersten Blick alle gleich aussehen – der Eindruck täuscht. Sowohl in den Fahrgasträumen aber auch technisch unterscheiden sich die HADAG-Hafenfähren teilweise erheblich.
Lesen Sie hier die einzelnen Lebensläufe und finden Sie die Unterschiede. Klicken Sie unten auf die einzelnen Schiffs-Bilder.
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