Ex-HADAG-Hafenfähre REEPERBAHN in Schnelles Hafen in Wedel

30 Jahre Typschiffe bei Schnalle

Die Privatsammlung wurde zum Eldorado für Bastler. Vor genau 30 Jahren kaufte „Schnalle“sein erstes Typschiff. Ein Rückblick auf diese einzigartige Sammlung.

Am 24. April dieses Jahres jährt er sich zum dreißigsten Mal, der Tag an dem der Hamburger Kaufmann Günter Bätjer (genannt „Schnalle“) sein erstes Typschiff, die „Altenwerder“ (I) erwarb. Insgesamt 6 Typschiffe hatten in ihrem Leben Kontakt zu Schnalle, bis auf eines waren diese Schiffe vom kleineren Typ II. Drei Schiffe gehörten ihm, drei Schiffen bot er einen Liegeplatz, in „Schnalles Hafen“ oder später an der „Pontonanlage Norderelbe“.

Wie schon beschrieben, begann alles mit der „Altenwerder“ (I)  im Jahr 1979. Das Schiff war bei einem Werftaufenthalt für die HADAG von der Slip der Werft v.Cölln gerutscht und so zum Totalverlust geworden. Schnalle kaufte das Schiff für 1000 DM  von der HADAG und setzte es instand.

Schnalles Typschiff-Geschichte begann mit einem Unglück

Zuerst wurde das Schiff auf eine Werft an der Oste überführt, als diese Konkurs ging, gab es zuerst Probleme die „Altenwerder“ (I) wieder nach Hamburg zu bekommen, was schließlich aber gelang. So lag das Schiff einige Jahre im Winter im Hafen Teufelsbrück und im Sommer im Hafen der Mobil Oil in Wedel, der damals noch anderweitig genutzt wurde. Inzwischen war das Schiff weitestgehend wieder hergestellt und hatte eine rot-weiße Lackierung erhalten. 1985 pachtete Schnalle dann diesen kleinen Hafen und machte ihn zu „Schnalles Hafen“ – über zwanzig Jahre ein Anlaufpunkt für Segler und maritime Individualisten! 
1988 ergab sich der Erwerb eines zweiten Typschiffes, der „Reeperbahn“, diese war von der HADAG an Emil Tiedje zum Abwracken verkauft worden, Schnalle rettete das Schiff vor dem Abbrecher und überführte es in „Schnalles Hafen“.

Ende der achziger/Anfang der neunziger Jahre tat sich typschiffsmäßig eine Menge in Schnalles Hafen. Die dem Schrotthändler Emil Tiedje gehörende Typ II Fähre „Stadersand“ wurde als Wellenbrecher und Ersatzteilspender in Schnalles Hafen überführt. Die „Altenwerder“ wurde an das Haus der Jugend e.V. Finkenwerder abgegeben. Eine größere „Operation“ fand auch zu dieser Zeit statt, denn kurz nach dem Erwerb der „Reeperbahn“ hatte der Fahrmotor des Schiffes einen Defekt, so dass er gegen den der „Stadersand“ ausgetauscht werden musste.

Mit der „Reeperbahn“, die Schnalle selbst als „seine Yacht“ bezeichnet wurden nun regelmäßig Fahrten im Hafen und auf der Elbe durchgeführt. Das Schiff fungierte zu diesem Zeitpunkt auch als Vereinsschiff des „Tinsdaler Segelclub e.V.“ Absolute Highlights waren die Mehrtagesfahren nach Helgoland, in denen das Schiff seine Seetüchtigkeit unter Beweis stellen konnte.

Nicht immer lief auf diesen Fahren alles ganz glatt, einmal landete man von Helgoland aus in Bremerhaven statt in Cuxhaven, auch die Ordnungshüter hatten öfter ein (über)strenges Auge auf das Schiff, was den Abenteuercharakter der Fahrten, mit Übernachtung  auf  Klappbetten im Hauptdeckssalon sicher nicht schmälerte.

1991 verlässt die „Stadersand“ Schnalles Hafen um aufwändig vom jetzigen Eigner als Wohn- und Büroschiff umgebaut zu werden. 1999 gesellte sich aber schon wieder ein weiteres Typschiff zu Schnalles Flotte – die „Altenwerder“ ex „Steinkirchen“. Doch schon kurz nach dem Kauf erlitt die Maschine einen Totalschaden. Schnalle ließ sich nicht entmutigen und baute in mühsamer Arbeit den 6 Tonnen schweren Motorblock aus und in den E-Maschinenraum einen neuen Mercedes-Dieselmotor mit 320 PS ein, was das inzwischen in „Alte-Werder“ umbenannte Schiff zu einem echten Renner machte.

2001 kam ein drittes Typschiff in dem kleinen Hafen hinzu, die ex. „Schulau“ von einem Hamburger Privatmann, wurde in Schnalles Hafen verlegt um dort unter dem Namen „Lola“ zu einer schwimmenden Segelschule umgebaut zu werden.

2006 wurde dann leider das Ende von Schnalles Hafen eingeläutet, da der Pachtvertrag nicht verlängert wurde. Die „Lola“ wurde nach Cuxhaven verlegt und „Reeperbahn“ und „Alte Werder“ fanden nach kurzer Zeit ein neues Zuhause an der alten Zollbrücke in Entenwerder, die die Bätjers miterworben hatten. Zu den beiden Typschiffen der Bätjers gesellte sich später noch die von der HADAG an einen Privatmann verkaufte Typ III Fähre „Tonndorf“.

Die „Tonndorf“ verlegte Anfang 2008 zur Peute, so dass das Bild der drei Typschiffe nur gut ein Jahr zu sehen war.
Alterbedingt begann Schnalle dann aber seine Flotte zu reduzieren. 2007 wurde die „Alte Werder“ an einen dänischen Privatmann verkauft, der das Schiff in Eigenarbeit zu einem Wohn und Büroschiff umbaute und das in „Alfanda“ umbenannte Schiff 2008 nach Dänemark überführte.

Heute bleibt nur noch die „Reeperbahn“ in Schnalles Besitz, dem zweifelsohne Verdienst zusteht, einige Typschiffe vor dem Schneidbrenner gerettet und somit ein Stück Hamburger Hafengeschichte bewahrt zu haben.
Anfang des Jahres haben Günter Bätjer und seine Frau auf der „Reeperbahn“ ihre goldene Hochzeit gefeiert. Hoffen wir, dass sie noch viel glückliche Zeit auf und mit den Typschiffen erleben werden.